Unsere Fahnen -

......würdevoll voran


© Josef Hatzl, Bruck (Text und Bilder)

Die Fahnen des Vereins

Im Besitz des Trachtenvereins D’ Oberlandler Neukirchen befinden sich zur Zeit zwei Vereinsfahnen und eine Standarte. In den Protokollbüchern des Vereins finden sich allerdings Hinweise darauf, dass der Verein eine weitere Standarte besessen hat.

 

 

Die alte Holzstandarte

Den ersten Hinweis auf eine Fahne findet man am 19. März 1908, als Hans Schwabenbauer aus Wattersdorf zum Fahnenjunker gewählt wurde. Im Protokoll dieser Versammlung werden auch zwei Fahnenkassiere genannt. Diese hatten die Funktion, beim Ausrücken einen bestimmten Obolus einzukassieren.

Eine Standarte wird erstmals im Jahre 1909 erwähnt, als bei einer Vereinsinventur 1 Standarte und 17 Fahnenbänder aufgeführt wurden. Am Pfingstsonntag des Jahres 1911 stellten sich die Mitglieder des Trachtenvereins im Wirtsgarten in Neukirchen zum Gruppenbild auf. Der hervorragenden Qualität dieser Aufnahme des Fotografen Pöltl aus Miesbach verdanken wir die einzige Ablichtung dieser Standarte. Bei vielfacher Vergrößerung lässt sich erkennen, dass es sich bei diesem Banner um eine bemalte Holztafel handelt, die mit Birkenästen eingefasst ist. Auf einem natur belassenen Stiel steckt ein lanzenähnlicher Spitz, ebenfalls aus Holz.

In der Mitte der Tafel sieht man ein rundes Medaillon, das in naiver Malerei, vor einem Bergpanorama eine Trachtlerin zeigt. Links oben über dem Medaillon steht der Schriftzug „Gebirgs Tracht“, unten links erkennt man noch die Buchstaben „d Oberla“, was auf den Vereinsnamen D’ Oberlandler schließen lässt. Die rechte Seite des Bildes ist durch Fahnenbänder verdeckt.


Die gestickte Standarte

Im Jahre 1911 schaffte sich der Verein eine neue, gestickte Standarte an. In den Schriftführerbüchern ist weder über den Kauf einer Standarte noch über die Weihe etwas zu finden. Der einzige Hinweis über die neue Standarte findet sich in einem Protokoll zur Enthüllung des Oberländer Denkmals im Jahre 1911. Hier schreibt der Schriftführer: „Auch wurde anläßlich dieses Festes die neue herrliche Standarte, ein Kunstwerk der Firma Auer München zum ersten Male mitgetragen“. Die auf heller Seide gestaltete Vorderseite der Standarte trägt das Gründungsjahr 1911 über dem im Zentrum abgebildeten Pfarrort Neukirchen. Eingefasst ist das Bild mit einem Blütenkranz. Die Ecken des Fahnentuches zieren vier Edelweiß.

 

Die Rückseite zeigt auf blaugrüner Seide den Vereinsnamen: „Gebirgs Tracht Erhalt. V. D’Oberlandler Neukirchen Gegr. 1905“, in großen gold-gelben Schriftzeichen. Die Ecken sind ebenfalls mit Edelweißblüten verziert.

 

Nachdem der Trachtenverein 1921 eine neue Fahne bekommen hatte, sollte die Standarte verkauft werden. Glücklicherweise kam es nicht dazu, deshalb blieb das schöne, wertvolle Banner dem Verein bis heute erhalten.



Die Seidenfahne

Die Vereinsfahne aus dem Jahr 1921 ist eine Arbeit der Fahnenstickerei Auer aus München. Die Firma Auer beschreibt die Fahne vor ihrer Fertigung als „einzigartig, da die Einteilung neu ist und es noch keine Gebirgstrachtenfahne dieser Art gibt“. Die teils hand- und maschinengestickte Fahne wurde zum Preis von 5.800 Mark angeboten. Sie sollte komplett mit Stange und Fahnenspitz geliefert werden. Der einfache Spitz mit Rautenmuster gefiel allerdings nicht, deshalb wurde er durch das Modell „Schmied von Kochel“ ersetzt. Auf der Vorderseite zeigt die Fahne den Ort Neukirchen vor den Bergen des Miesbacher Oberlandes. Eingefasst ist sie von grünen Schriftbändern, auf denen in großen goldenen Buchstaben, neben dem Gründungsjahr „1905“ und dem Festjahr „1921“, auch der damalige Vereinsname, „Gebirgstracht Erhalt.-Verein D’Oberlandler Neukirchen“, zu lesen ist.

 

Die Rückseite zeigt in einem kreisförmigen, mit Ährenkranz umsäumten Medaillon, vor einer Martersäule kniend, den hl. Isidor - den Patron der Landleute. Die blauen Schriftbänder tragen in der Mitte Symbole des Bauernstandes (Ähren, Rechen, Sense und Sichel) und der Handwerker (Hammer, Beißzange, Maurerkelle und -hobel). Der mahnende Spruch: „Acht deiner Heimat Sitt und Tracht, es dir und andern Freude macht“, grenzt das Fahnentuch nach oben und unten ab. Zum 50-jährigen Gründungsfest wurde die Seidenfahne restauriert und wiedergeweiht. Das Weihedatum „1955“ wurde damals auf der Fahnenrückseite, unterhalb des runden Medaillons, verewigt.

Die Samtfahne

Die schlicht gehaltene Fahne zeigt auf der Vorderseite, auf dunkelblauem Samt, eine Ansicht von Neukirchen mit der Pfarrkirche, im Hintergrund das heimatliche Bergpanorama mit dem Wendelstein. Ein Kreuz über dem Bild symbolisiert die christliche Gesinnung des Vereins. Auf der unteren Hälfte der Fahne steht in großen goldenen Lettern der Vereinsname: „Heimat- u. Volkstrachtenverein D’Oberlandler Neukirchen“, darunter das Jahr der Gründung „1905“ und das Weihejahr „1980“.

 

Die Rückseite ist in dunkelgrünem Samt ausgeführt. Sie zeigt ein Trachtenpaar vor dem Neukirchner Kreuzberg mit dem Siegeskreuz. Die abgebildeten Trachtler tragen die Vereinstracht: das Dirndl ein rotes Miedergewand und der Bursch die original Miesbacher Tracht, für die Neukirchner charakteristisch der Gamsbart als Hutschmuck. Unterhalb ist, wie auf der alten Fahne, der Spruch zu lesen: „Acht Deiner Heimat Sitt und Tracht, es Dir und andern Freude macht“. Enzian- und Edelweißblüten bilden den unteren Abschluss des mit Goldborten eingefassten Fahnentuches. Die Fahnenstange ziert eine Spitze in der Gestalt des Schmied-Balthes, der mit Stachelkeule und Rautenfahne dargestellt ist. Das Vereinsbanner stammt aus der Werkstatt der Fahnenstickerei Eibl aus Olching.